Entwicklung des Schädels (2024)

Autor: Dr. med. Alexandra Sieroslawska•Geprüft von: Claudia Bednarek, Ärztin
Zuletzt geprüft: 30. Oktober 2023
Lesezeit: 6 Minuten

Entwicklung des Schädels (1)

Videoempfehlung: Sagittale Ansicht des Schädels[31:53]

Knöcherne Strukturen des Schädels im Sagittalschnitt.

Cranium

Schädel

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Synonyme: Schädelknochen

Der menschlicheSchädel ist die komplexeste Anordnung von Knochen im ganzen Körper.

Daher ist auch die Entwicklung ein komplexer und mehrstufiger Prozess, der sowohl die desmale als auch die chondrale Ossifikation beinhaltet.

Mit seinen inneren, äußeren und direkt zugeordneten Strukturen schützt er das zentrale Nervensystem, die Mundhöhlenund Nasenhöhlen, die Ohren und Augen. Ohne diesen "Schutzhelm" wäre das menschliche Gehirn sehr verletzlich.

Dieser Artikel erläutert die Anatomie, die Entwicklung und die Funktion des Schädels.

Kurzfakten zur Entwicklung des Schädels
AnatomieSetzt sich aus Viscerocranium (Gesichtsschädel) und Neurocranium (Gehirnschädel) zusammen, die ihrerseits wiederum aus vielen einzelnen Knochen bestehen
FunktionBietet Schutz für ZNS und Sinnesorgane (Augen, Gehör, Gleichgewichtsorgan)
Nahrungsaufnahme und Zerkleinerung der Nahrung

Inhalt

  1. Embryologie
  2. Anatomie und Entwicklung
    1. Viscerocranium
    2. Neurocranium
  3. Klinik
  4. Literaturquellen

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Embryologie

Das im Halsbereich befindliche Seitenplattenmesoderm, das paraxiale Mesoderm und die Neuralleistenzellen tragen alle zur Entwicklung des Schädels als Ganzem bei. Die Schädelknochen bilden sich auf zwei verschiedene Arten: durch desmale und chondrale Ossifikation bilden sich Compacta und Spongiosa. Bei seiner Reifung wird der Schädel in zwei Hauptbereiche geteilt: das Viscerocranium und das Neurocranium.

Anatomie und Entwicklung

Viscerocranium

Das Viscerocranium, auch Gesichtsschädel genannt, umfasst alle Knochen des Gesichts. Charakteristisch ist, dass er vollständig aus Zellen der Neuralleiste entsteht. Ebenso entwickeln sich sämtliche der folgenden Strukturen aus den ersten und zweiten Kiemenbögen.

Erster Schlundbogen

Maxilla

Oberkieferknochen

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Synonyme: Os maxillare, Oberkiefer

Der Processus maxillaris des ersten Schlundbogens ist an der Bildung der Maxilla, des Schläfenbeins, des Jochbeins und –bogens, des Gaumenbeins, des Tränenbeins, des Nasenbeins, des Vomer und der unteren Nasenmuschel beteiligt. Alle diese Knochen durchlaufen eine desmale Ossifikation mit Ausnahme der unteren Nasenmuschel, welche chondral verknöchert. Der Processus mandibularis, der sich ebenfalls aus dem ersten Schlundbogen entwickelt, bildet die Mandibula mittels desmaler und chondraler Ossifikation, das Ligamentum sphenomandibulare (ein Band zwischen Keilbein und der Innenfläche der Mandibula) sowie den Hammer und Amboss, die beide chondral verknöchern.

Zweiter Schlundbogen

Aus dem zweiten Schlundbogen geht der Processus styloideus, der Steigbügel und das Zungenbein, die alle chondral verknöchern, hervor. Auch das Ligamentum stylohyoideum, das sich vom Processus styloideus des Schläfenbeins zum Cornu minus des Zungenbeins erstreckt, stammt aus dem zweiten Schlundbogen.

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Fontanellen

Im Viscerocranium zeigen sich zwei Fontanellen, kleine Öffnungen des Schädels, wo die Knochen bei Geburt noch nicht zusammen gewachsen sind. Die rautenförmige, große Fontanelle (Fonticulus anterior oder Bregma) liegt zwischen demStirnbein und dem Scheitelbeinund schließt im Alter von 4 bis 24 Monaten. Die vordere Seitenfontanelle (Fonticulus anterolateralis oder Pterion) wird vom Scheitel- und Stirnbein, der Pars squamosa des Schläfenbeins sowie dem großen Flügel des Keilbeins begrenzt. Sie schließt in der Regel zwischen dem 2. und 3. Monat.

Neurocranium

Das Neurocranium umfasst alle Knochen, die das Gehirn umhüllen, und wird deshalb auch als Gehirnschädel bezeichnet.

Hierbei wird unterschieden zwischen dem membranösen und demknorpeligen Anteil.

Membranöses Neurocranium

Das membranöse Neurocranium entsteht aus Neuralleistenzellen und dem paraxialen Mesoderm, die die größten Partien der Schädelkalotte und der Seiten des Neurocraniums bilden. Die Neuralleistenzellen bilden beim Erwachsenen das Stirnbein und die Schläfenbeinschuppe. Das paraxiale Mesoderm dagegen formt den intraparietalen Anteil des Os occipitale und des Os parietale selbst. Sämtliche Strukturen verknöchern desmal.

Knorpeliges Neurocranium

Das knorpelige Neurocranium wird ebenfalls aus dem paraxialen Mesoderm und den Neuralleistenzellen gebildet. Hierbei steuert die Neuralleiste die Entwicklung des prächordalen Neurocraniums vor der Sella turcica, während das paraxiale Mesoderm für das Wachstum des chordalen Neurocraniums hinter der Sella turcica verantwortlich zeichnet. Das prächordale und chordale Neurocranium reifen zum Siebbein und Keilbein, sowie zur Pars petrosa und Pars mastoidea des Felsenbeins und zum Hinterhauptbein. Sie alle verknöchern chondral.

Fontanellen

Das Neurocranium weist ebenfalls zwei Fontanellen auf: Die dreieckige, kleine Fontanelle (Fonticulus posterior oder Lambda) befindet sich in der Kreuzungsstelle der Scheitel- und Hinterhauptsbeine und schließt bereits im 1.-2. Lebensmonat, d.h. viel früher als die vordere Fontanelle. Des Weiteren befindet sich zwischen Scheitel-, Hinterhaupts- und Schläfenbein die hintere Seitenfontanelle, auch Fonticulus posterolateralis oder Asterion genannt. Diese schließt zwischen dem 6. und 18. Lebensmonat.

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Klinik

Schädelfrakturen kommen in allen Altersgruppen vor und werden für gewöhnlich durch Traumata bei Autounfällen, Sportverletzungen und physischer Gewaltanwendung verursacht. Das gefährlichste Alter, so eine Verletzung zu erleiden, liegt jedoch in den ersten 26 Lebensmonaten auf Grund der noch teilweise offenen Fontanellen. Werden diese getroffen, so ist ein Hirntrauma und intrazerebrale Blutungen eine fast sichere Folge. Die Schichten der Fontanellen sind so dünn, dass ein gewaltsames Trauma in diesem Bereich zu einem leichten Eindringen des Schlagobjekts in den offenen Schädel führen würde.

Literaturquellen

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Quellen:

  • N. S. Norton, F. H. Netter: Netter’s Head and Neck Anatomy for Dentistry, 2. Auflage, Elsevier Saunders (2011), S. 10-12.
  • T.W. Sadler: Langman’s Medical Embryology, 12. Auflage, Lippincott Williams & Wilkins (2011)

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Entwicklung des Schädels (2)Kim Bengochea, Regis University, Denver

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